Fonction du politique et jus circa sacra dans les controverses hollandaises du début du XVIIe siècle. Johannes Uytenbogaert et Hugo Grotius
In den ersten Jahren ihres Bestehens musste am Anfang des 17. Jahrhunderts die Republik der Vereinigten Niederlande eine tiefe politisch-religiöse Krise durchmachen. Ursache war die Gleichzeitigkeit von Misshelligkeiten zum einen zur Frage der Vorbestimmung, zum anderen zur Unterzeichnung eines zwölfjährigen Waffenstillstandsvertrags mit Spanien. Der tragische Ausgang dieses Konflikts, der mit der Enthauptung des Ratspensionärs Johann van Oldenbarnevelt endete, markierte den provisorischen Sieg der orthodoxen Kalvinisten und ihrer Anhänger im politischen Leben. Aber die Relevanz der in leidenschaftlichen Kontroversen aufgeworfenen und erbittert durchdiskutierten Thesen hat die Veröffentlichung zweier äusserst engagierten und inhaltlich sehr ähnlichen Schriften herbeigeführt, die die Vorrangstellung der politischen Macht vor der kirchlichen zu begründen bezweckten. Indem beide Schriften, Johannes Uytenbogaerts Tractaet van t’ampt ende Authoriteyt eener Hoogher Christelicker Overheydt in Kerckelicke saecken (1610) und Hugo Grotius Ordinum Hollandiae ac Westfrisiae pietas (1613) die Vorstellung der uneingeschränkten Souveränität behaupteten, leiteten sie im Höhepunkt einer für das Überleben der Republik entscheidenden Krise die moderne Richtung in der niederländischen politischen Reflexion ein.